Die Zauberflöte: Llibret. Acte II
Portada

Índex principal

Die Zauberflöte


DIE ZAUBERFLÖTE

Acte II

Escena Primera

Das Theater is ein Palmenwald, alle Baeume sind silberartig,
die Blaetter von Gold, 18 Sitze von Blaettern. Auf einem jeden
Sitze steht eine Pyramide und ein grosses, schwarzes Horn mit
Gold gefasst. In der Mitte die groesste Pyramide, auch
dir groessten Baeume.

 
(Sarastro nebst anderen Priestern kommen in feierlichen
Schritten, jeder mit einem Palmenzweig in der Hand. Ein Marsch mit
Blasinstrumenten begleitet den Zug.)

 

9. Marsch der Priester

 
Sarastro (nach einer Pause):
 Ihr, in dem Weisheitstempel eingeweihten
 Diener der grossen Goetter Osiris und Isis! Mit
 reiner Seele erklaer' ich euch, dass unsre heutige
 Versammlung eine der wichtigsten unsrer Zeit ist. Tamino, ein
 Koenigssohn, will ins Heiligtum des groessten Lichtes
 blicken. Diesen Tugendhaften zu bewachten, ihm freundschaftlich die
 Hand zu bieten, sei heute eine unsrer wichtigsten Pflichten.
 
Erster Priester (steht auf):
 Er besitzt Tugend?
 
Sarastro:
 Tugend!
 
Zweiter Priester:
 Auch Verschwiegenheit?
 
Sarastro:
 Verschwiegenheit!
 
Dritter Priester:
 Ist wohltaetig?
 
Sarastro:
 Wohltaetig! Haltet ihr ihn fuer wuerdig, so folgt meinem
 Beispiele.
(Sie blasen dreimal in die Hoerner.)
 Geruehrt ueber die Einigkeit eurer Herzen, dankt Sarastro
 euch im Namen der Menschheit. Mag immer das Vorurteil seinen Tadel
 ueber uns Eingeweihte auslassen! Jedoch, das boese Vorurteil
 soll schwinden; und es wird schwinden, sobald Tamino selbst die
 Groesse unserer schweren Kunst besitzen wird. Pamina haben
 die Goetter dem holden Juengling bestimmt; dies ist der Grund,
 warum ich sie der stolzen Mutter entriss. Das Weib duenkt
 sich gross zu sein; hofft durch Blendwerk und Aberglauben das
 Volk zu beruecken und unsern festen Tempelblau zu
 zerstoeren. Allein, das soll sie nicht. Tamino, der holde
 Juengling, soll ihn mit uns befestigen und als Eingeweihter der
 Tugend Lohn, dem Laster aber Strafe sein.
 
(Der dreimalige Akkord in den Hoernern wird von allen
wiederholt.)
 
 
Sprecher:
 Grosser Sarastro, wird Tamino auch die harten Pruefungen,
 die seiner warten, bekaempfen? - Verzeih, dass ich so frei
 bin, dir meinen Zweifel zu eroeffnen! Mich bangt es um den
 Juengling - Er ist Prinz!
 
Sarastro:
 Noch mehr! Er ist Mensch!
 
Sprecher:
 Wenn es nur aber in seiner fruehen Jugend leblos erblasste?
 
Sarastro:
 Dann ist er Osiris und Isis gegeben und wird der Goetter Freuden
 frueher fuehlen als wir.
(Der dreimalige Akkord wird wiederholt)
 Man fuehre Tamino mit seinem Reisegefaehrten in den Vorhof
 des Tempels ein.
 

10. Arie mit Chor

 
Sarastro:
 O Isis und Osiris, schenket
 Der Weisheit Geist dem neuen Paarl
 Die ihr der Wand'rer Schritte lenket.
 Staerkt mit Geduld sie in Gefahr.
 
Chor:
 Staerkt mit Geduld sie in Gefahr!
 
Sarastro:
 Lasst sie der Pruefung Fruechte sehen;
 Doch sollten sie zu Grabe gehen,
 So lohnt der Tugend kuehnen Lauf,
 Nehmt sie in euren Wohnsitz auf.
 
Chor:
 Nehmt sie in euren Wohnsitz auf.
 
(Sarastro geht voraus, dann alle ihm nach - ab.)
 

Escena Segona

 
Nacht. Der Donner rollt von weitem. Das Theater verwandelt sich in
einen kurzen Vorhof des Tempels, wo man Reste von eingefallenen
Saeulen und Pyramiden sieht, nebst einigen Dornbueschen. An
beiden Seiten stehen praktikable hohe, altaegyptische Tueren,
welche mehr Seitengebaeude vorstellen.

 
(Tamino und Papageno werden vom Sprecher und dem andern
Priester hereingefuehrt. Die Priester loesen ihnen die
Saecke ab und entfernen sich damit.)
 

Dialog

 
Tamino:
 Eine schreckliche Nacht! - Papageno, bist du noch bei mir?
 
Papageno:
 Ja, freilich!
 
Tamino:
 Wo denkst du, dass wir uns nun befinden?
 
Papageno:
 Wo? Ja, wenn's nicht so finster waer, wollt' ich
 dir das schon sagen, aber so...
 Oh!
(Donnerschlag.)
 O weh!
 
Tamino:
 Was ist's?
 
Papageno:
 Mir wird nicht wohl bei der Sache! Ich glaube, ich bekomme ein
 kleines Fieber.
 
Tamino:
 Pfui, Papageno! Sei ein Mann!
 
Papageno:
 Aber ich wollt', ich waer ein Maedchen!
(Ein sehr starker Donnerschlag.)
 O! o! o! Das ist mein letzter Augenblick!
 
(Der Sprecher und der Zweite Priester erscheinen mit
Fackeln.)
 
Sprecher:
 Ihr Fremdlinge, was sucht oder fordert ihr von uns? Was treibt euch
 an, in unsere Mauern zu dringen? 
 
Tamino:
 Freundschaft und Liebe.
 
Sprecher:
 Bist du bereit, sie mit deinem Leben zu erkaempfen?
 
Tamino:
 Ja!
 
Sprecher:
 Prinz, noch ist's Zeit zu weichen - einen Schritt weiter, und es ist
zu spaet. 
 
Tamino:
 Weisheitslehre sei mein Sieg; Pamina, das holde Maedchen, mein
 Lohn! 
 
Sprecher:
 Du unterziehst dich jeder Pruefung dich?
 
Tamino:
 Jeder!
 
Sprecher:
 Reiche deine Hand mir!
 
(Sie reichen sich die Haende)
 
Zweiter Priester (zu Papageno):
 Willst auch du dir Weisheitsliebe erkaempfen?
 
Papageno:
 Kaempfen ist meine Sache nicht. Ich verlang ja im Grunde auch gar
 keine Weisheit. Ich bin so ein Naturmensch, der sich mit Schlaf,
 Speise und Trank zufriedengibt. Und wenn es einmal sein koennte,
 dass ich mir ein huebsches Weibchen fange...
 
Zweiter Priester:
 Die wirst du nie erhalten, wenn du dich nicht unseren Pruefungen
 unterziehst. 
 
Papageno:
 Und worin bestehen diese Pruefungen?
 
Zweiter Priester:
 Dich allen unseren Gesetzen zu unterwerfen, selbst den Tod nicht zu
 scheuen. 
 
Papageno:
 Ich bleibe ledig!
 
Zweiter Priester:
 Aber wenn du dir ein tugenhaftes, schoenes Maedchen erwerben
 koenntest?
 
Papageno:
 Ich bleibe ledig!
 
Zweiter Priester:
 Wenn nun aber Sarastro dir ein Maedchen aufbewahrt haette,
 das an Farbe und Kleidung dir ganz gleich waere?
 
Papageno:
 Mir ganz gleich? Ist sie jung?
 
Zweiter Priester:
 Jung und schoen!
 
Papageno:
 Und heisst?
 
Zweiter Priester:
 Papagena.
 
Papageno:
 Wie? Papa-
 
Zweiter Priester:
 Papagena.
 
Papageno: 
 Papagen? - Haha, die moecht ich aus blosser Neugierde
 schon sehen.
 
Zweiter Priester:
 Sehen kannst du sie!
 
Papageno:
 Aber wenn ich sie gesehen habe, hernach muss ich sterben?
 
Zweiter Priester:
 Hmmmmmm...
(Macht eine zweideutige Pantomime.)
 
Papageno:
 - Ich bleibe ledig!
 
 
Zweiter Priester:
 Sehen kannst du sie, aber bis zur verlaufenen Zeit kein Wort mit ihr
 sprechen; wird dein Geist so viel Standhaftigkeit besitzen, deine
 Zunge in Schranken zu halten?
 
Papageno:
 O ja!
 
Zweiter Priester:
 Deine Hand! Du sollst sie sehen.
 
Sprecher (zu Tamino):
 Auch dir, Prinz, legen die Goetter ein heilsames Stillschweigen
 auf; ohne dieses seid ihr beide verloren. Du wirst Pamina sehen, aber
 nie sie sprechen duerfen; dies ist der Anfang eurer
 Pruefungszeit. 
 

11. Duett

 
Beide Priester:
 Bewahret euch vor Weibertuecken:
 Dies ist des Bundes erste Pflicht.
 Manch weiser Mann liess sich beruecken,
 Er fehlte und versah sich's nicht.
 Verlassen sah er sich am Ende,
 Vergolten seine Treu' mit Hohn.
 Vergebens rang er seine Haende,
 Tod und Verzweiflung war sein Lohn.
 
(Beide Priester ab. Ploetzlich ist es dunkel.)
 

Dialog

 
Papageno:
 He, Lichter her! Lichter her! - Das ist doch wunderlich, so oft einen
 die Herrn verlassen, sieht man mit offenen Augen nichts.
 
Tamino:
 Ertrag es mit Geduld, und denke, es ist der Goetter Wille.
 
(Die Drei Damen kommen aus der Versenkung.)
 

12. Quintett

 
Drei Damen:
 Wie, wie, wie?
 Ihr an diesem Schreckensort?
 Nie, nie, nie
 Kommt ihr wieder gluecklich fort!
 Tamino, dir ist Tod geschworen!
 Du, Papageno, bist verloren!
 
Papageno:
 Nein, nein, das waer' zu viel.
 
Tamino:
 Papageno, schweige still!
 Willst du dein Geluebde brechen,
 Nicht mit Weibern hier zu sprechen?
 
Papageno:
 Du hoerst ja, wir sind beide hin.
 
Tamino:
 Stille, sag ich, schweige still!
 
Papageno:
 Immer still, und immer still!
 
Drei Damen:
 Ganz nah' ist euch die Koenigin!
 Sie drang im Tempel heimlich ein.
 
Papageno:
 Wie? Was? Sie soll im Tempel sein?
 
Tamino:
 Stille, sag' ich, schweige still!
 Wirst du immer so vermessen
 Deiner Eidespflicht vergessen?
 
Drei Damen:
 Tamino, hoer'! Du bist verloren!
 Gedenke an die Koenigin! 
 Man zischelt viel sich in die Ohren
 Von dieser Priester falschem Sinn.
 
Tamino (fuer sich):
 Ein Weiser prueft und achtet nicht,
 Was der gemeine Poebel spricht.
 
Drei Damen:
 Man zischelt viel sich in die Ohren
 Von dieser Priester falschem Sinn.
 Man sagt, wer ihrem Bunde schwoert,
 Der faehrt zur Hoell' mit Haut und Haar.
 
Papageno:
 Das waer', beim Teufel, unerhoert!
 Sag' an, Tamino, ist das wahr?
 
Tamino:
 Geschwaetz, von Weibern nachgesagt,
 Von Heuchlern aber ausgedacht.
 
Papageno:
 Doch sagt es auch die Koenigin.
 
Tamino:
 Sie ist ein Weib, hat Weibersinn.
 Sei still, mein Wort sei dir genug:
 Denk' deiner Pflicht und handle klug.
 
Drei Damen (zu Tamino):
 Warum bist du mit uns so sproede?
(Tamino deutet bescheiden, dass er nicht sprechen
darf.) 
 Auch Papageno schweigt - so rede!
 
Papageno:
 Ich moechte gerne - woll...
 
Tamino:
 Still!
 
Papageno:
 Ihr seht, dass ich nicht kann das Plaudern lassen,
 Ist wahrlich eine Schand' fuer mich!
 
Tamino:
 Dass du nicht kannst das Plaudern lassen,
 Ist wahrlich eine Schand' fuer dich!
 
Alle fuenf:
 Wir/Sie muessen sie/uns mit Scham verlassen,
 Es plaudert keiner sicherlich.
 Von festem Geiste ist ein Mann,
 Er denket, was er sprechen kann.
 
(Die Drei Damen wollen gehen, die Eingeweihten rufen von
innen.) 
 
Priester:
 Entweiht ist die heilige Schwelle!
 Hinab mit den Weibern zur Hoelle!
 
(Ein schrecklicher Akkord mit allen Instrumenten, Donner, Blitz und
Schlag, zugleich zwei starke Donner.)
 
Drei Damen:
 O weh! O weh! O weh!
 
(Sie stuerzen in die Versenkung.)
 
Papageno (faellt vor Schrecken zu Boden):
 O weh, o weh, o weh!
 
(Der Sprecher und Priester treten mit Fackelnb
ein.)
 

Dialog

 
Sprecher:
 Juengling! Dein standhaft maennliches Betragen hat
 gesiegt. Wir wollen also mit reinem Herzen unsere Wanderschaft
 weiter fortsetzen.
(Er gibt ihm den Sack um.)
 So! Nun komm!
(Er geht mit Tamino ab.)
 
Zweiter Priester:
 Was seh ich, Freund! Stehe auf! Wie ist dir?
 
Papageno:
 Ich lieg' in einer Ohnmacht!
 
Zweiter Priester:
 Auf! Sammle dich, und sei ein Mann!
 
Papageno (steht auf):
 Aber sagt mir nur, meine lieben Herren, warum muss ich denn alle
 diese Qualen und Schrecken empfinden? Wenn mir ja die Goetter
 eine Papagena bestimmten, warum denn mit so viel Gefahren sie
 erringen? 
 
Zweiter Priester:
 Diese neugierige Frage mag deine Vernunfh dir beantworten. Komm!
 Meine Pflicht ist allein, dich weiterzufuehren.
(Er gibt ihm den Sack um.)
 
Papageno:
 Bei so einer ewigen Wanderschaft, da moecht' einem wohl die Liebe
 auf immer vergehen. 
(Der Zweiter Priester geht mit ihm ab.)
 

Escena Tercera

 
Das Theater verwandelt sich in einen angenehmen Garten; Baeume,
die nach Art eines Hufeisens gesetzt sind; in der Mitte steht eine
Laube von Blumen und Rosen, worin Pamina schlaeft. Der Mond
beleuchtet ihr Gesicht. Ganz vor steht eine Rasenbank.
 
(Monostatos kommt, setzt sich nach einer Pause.)
 
Monostatos:
 Ha, da find' ich ja die sproede Schoene! Welcher
 Mensch wuerde bei so einem Anblick kalt und unempfindlich
 bleiben? Das Feuer, das in mir glimmt, wird mich noch 
 verzehren! Wenn ich wuesste - dass ich so ganz allein
 und unbelauscht waere - ich wagte es noch einmal.
(Er macht sich Wind mit beiden Haenden.)
 Das Maedchen wird noch um meinen Verstand mich bringen.
(Er sieht sich allenthalben um.)
 Es ist doch eine verdammte naerrische Sache um die Liebe! Ein
 Kuesschen, daechte ich, liesse sich entschuldigen.
 

13. Arie

Monostatos:
 Alles fuehlt der Liebe Freuden,
 Schnaebelt, taendelt, herzt und kuesst;
 Und ich sollt' die Liebe meiden,
 Weil ein Schwarzer haesslich ist!
 Ist mir denn kein Herz gegeben?
 Bin ich nicht von Fleisch und Blut?
 Immer ohne Weibchen leben,
 Waere wahrlich Hoellenglut!
 
 Drum so will ich, weil ich lebe,
 Schnaebeln, kuessen, zaertlich sein!
 Lieber guter Mond, vergebe,
 Eine Weisse nahm mich ein.
 Weiss ist schoen! Ich muss sie kuessen;
 Mond, verstecke dich dazu!
 Sollt' es dich zu sehr verdriessen,
 O so mach' die Augen zu!
(Er schleicht langsam und leise hin. Die Koenigin der
Nacht kommt unter Donner aus der mittleren Versenkung, und
so, dass sie gerade vor Pamina zu stehen kommt.)
 

Dialog

 
Koenigin:
 Zuruecke!
 
Pamina (erwacht):
 Ihr Goetter!
 
Monostatos (prallt zurueck):
 O weh! Das ist - die Goettin der Nacht!
(steht ganz still)
 
Pamina:
 Mutter!
(Sie faellt ihr in die Arme)
 
Monostatos:
 Mutter? Hm, das muss man von weitem belauschen.
(Er schleicht ab.)
 
Koenigin:
 Wo ist der Juengling, den ich an dich sandte?
 
Pamina:
 Er hat sich den Eingeweihten gewidmet.
 
Koenigin:
 Unglueckliche Tochter, nun bist du auf ewig mir entrissen.
 
Pamina:
 Entrissen? O fliehen wir, liebe Mutter! Unter deinem Schutz trotz'
 ich jeder Gefahr.
 
Koenigin:
 Schutz? Liebes Kind, deine Mutter kann dich nicht mehr
 schuetzen. Mit deines Vaters Tod ging meine Macht zu
 Grabe. Uebergab freiwillig den siebenfachen Sonnenkreis den
 Eingeweihten; diesen maechtigen Sonnenkreis traegt Sarastro
 auf seiner Brust.
(zieht einen Dolch hervor)
 Siehst du hier diesen Stahl? Er ist fuer Sarastro geschliffen.
 Du wirst ihn toeten und den maechtigen Sonnenkreis mir
 ueberliefern. 
(Sie dringt ihr den Dolch auf.)
 
Pamina:
 Aber, liebste Mutter! -
 
Koenigin:
 Kein Wort!
 

14. Arie

Koenigin:
 Der Hoelle Rache kocht in meinem Herzen,
 Tod und Verzweiflung flammet um mich her!
 Fuehlt nicht durch dich Sarastro Todesschmerzen,
 So bist du meine Tochter nimmermehr.
 Verstossen sei auf ewig, verlassen sei auf ewig.
 Zertruemmert sei'n auf ewig alle Bande der Natur,
 Wenn nicht durch dich Sarastro wird erblassen!
 Hoert, Rachegoetter, hoert der Mutter Schwur!
(Sie versinkt mitten in Donner und Blitz.)
 
Pamina (mit dem Dolch in der Hand):
 Morden soll ich? - Goetter, das kann ich nicht!
 Goetter, was soll ich tun?
 
Monostatos (kommt schnell, heimlich und freudig):
 Dich mir anvertrauen. 
 
Pamina:
 Ha!
 
Monostatos:
 Warum zitterst du? Vor meiner schwarzen Farbe, oder vor dem
 ausgedachten Mord?
 
Pamina (schuechtern):
 Du weisst also? -
 
Monostatos:
 Alles. - Du hast also nur einen Weg, dich und deine Mutter zu retten.
 
Pamina:
 Der waere?
 
Monostatos:
 Mich zu lieben! Ja oder nein?
 
Pamina (entschlossen):
 Nein!
 
Monostatos (voll Zorn):
 Nein? Liebe oder Tod!
 
Pamina (entschlossen):
 Nie!
 
(Sarastro tritt auf.)
 
Monostatos (erhebt den Dolch):
 So fahre denn hin!
 
Sarastro (haelt ihn schnell ab):
 Monostatos!
 
Monostatos:
 Herr, man hat deinen Tod geschworen, darum wollt' ich dich
raechen.
 
Sarastro:
 Ich weiss nur allzuviel. Ich weiss, dass deine Seele
 ebenso schwarz als dein Gesicht ist. Geh!
 
Monostatos (im Abgehen):
 Jetzt such' ich die Mutter auf, weil mir die Tochter nicht beschieden
 ist.
(Geht ab.)
 
Pamina:
 Herr, strafe meine Mutter nicht! Der Schmerz ueber meine
Abwesenheit... 
 
Sarastro:
 Ich weiss alles. - Weiss, dass sie in unterirdischen
 Gemaechern des Tempels herumirrt und Rache ueber mich und die
 Menschheit kocht; allein, du sollst sehen, wie ich mich an deiner
 Mutter raeche. 
 

15. Arie

 
Sarastro:
 In diesen heil'gen Hallen
 Kennt man die Rache nicht,
 Und ist ein Mensch gefallen,
 Fuehrt Liebe ihn zur Pflicht.
 Dann wandelt er an Freundes Hand
 Vergnuegt und froh in's bess're Land.
 
 In diesen heil'gen Mauern,
 Wo Mensch den Menschen liebt,
 Kann kein Verraeter lauern,
 Weil man dem Feind vergibt.
 Wen solche Lehren nicht erfreun,
 Verdienet nicht ein Mensch zu sein.
(Gehen beide ab.)
 

Escena Quarta

 
Das Theater verwandelt sich in eine Halle, wo das Flugwerk gehen
kann. Das Flugwerk ist mit Rosen und Blumen umgeben, wo sich sodann
eine Tuere oeffnet. Ganz vorne sind zwei Rasenbaenke.
 
(Tamino und Papageno werden ohne Saecke von den zwei
Priestern hereingefuehrt.)
 

Dialog

 
Sprecher:
 Hier seid ihr euch beide allein ueberlassen. Sobald die Posaune
 toent, dann nehmt ihr euren Weg dahin. Prinz, lebt wohl! Noch
 einmal, vergesst das Wort nicht: Schweigen.
(Geht ab.)
 
Zweiter Priester:
 Papageno, wer an diesem Ort sein Stillschweigen bricht, den strafen
 die Goetter durch Donner und Blitz. Leb wohl!
(Geht ab.)
 
(Tamino setzt sich auf eine Rasenbank.)
 
Papageno (nach einer Pause):
 Tamino!
 
Tamino (verweisend):
 St!
 
Papageno:
 Das ist ein lustiges Leben! Waer' ich lieber in meiner
 Strohhuette, oder im Wald, da hoer ich doch noch manchmal
 einen Vogel pfeifen.
 
Tamino (verweisend):
 St!
 
Papageno:
 Also, mit mir selber werd ich ja vielleicht noch reden duerfen;
 und auch wir zwei, wir koennen miteinander sprechen, wir sind ja
 Maenner. La la la-la la la! 
 
Tamino (verweisend):
 St!
 
Papageno (pfeift):
 Nicht einmal einen Tropfen Wasser bekommt man bei diesen Leuten; viel
 weniger sonst was. 
 
(Ein altes haessliches Weib kommt aus der Versenkung,
haelt auf einer Tasse einen grossen Becher Wasser.)
 
 
Papageno (sieht sie lang an):
 Ist das fuer mich?
 
Altes Weib:
 Ja, mein Engel!
 
Papageno (sieht sie wieder an, trinkt):
 Wasser! Nicht mehr und nicht weniger als Wasser. - Sag du mir, du
 unbekannte Schoene, werden alle fremden Gaeste auf diese Art
 bewirtet? 
 
Altes Weib:
 Freilich, mein Engel!
 
Papageno:
 So, so! - Auf diese Art werden die Fremden auch nicht gar zu
 haeufig kommen. 
 
Altes Weib:
 Sehr wenig.
 
Papageno:
 Das kann ich mir denken. Geh, komm, Alte, setze dich ein bisser! her
 zu mir, mir ist die Zeit verdammt lang. Sag du mir, wie alt bist denn
 du? 
 
Altes Weib:
 Wie alt?
 
Papageno:
 Ja!
 
Altes Weib:
 Achtzehn Jahr und zwei Minuten.
 
Papageno:
 Achtzig Jahr?
 
Altes Weib:
 Achtzehn Jahr und zwei Minuten.
 
Papageno:
 Achtzehn Jahr und zwei Minuten?
 
Altes Weib:
 Ja!
 
Papageno:
 Ha ha ha! - Ei, du junger Engel! Sag mal, hast du auch einen
 Geliebten? 
 
Altes Weib:
 Ei, freilich, mein Engel!
 
Papageno:
 Ist er auch so jung wie du?
 
Altes Weib:
 Nicht gar, er ist um zehn Jahre aelter.
 
Papageno:
 Was, um zehn Jahre ist der noch aelter als du? Das muss
 ja eine feurige Liebe sein! Und wie nennt sich denn dein Liebhaber? 
 
Altes Weib:
 Papageno!
 
Papageno:
 Papageno? Wo ist er denn, dieser Papageno?
 
Altes Weib:
 Da sitzt er, mein Engel!
 
Papageno:
 Was, ich waer dein Geliebter?
 
Altes Weib:
 Ja, mein Engel!
 
Papageno (nimmt schnell das Wasser und spritzt sie ins
Gesicht):
 Sag du mir, wie heisst du denn?
 
Altes Weib:
 Ich heisse -
(Die Alte hint schnell ab)
 
Papageno:
 Oh!
(Tamino steht auf, droht ihm mit dem Finger.)
 Nun sprech' ich aber kein Wort mehr!
 
(Die Drei Knaben kommen in einem mit Rosen bedeckten
Flugwerk. In der Mitte steht ein schoen gedeckter Tisch. Der eine
hat die Floete, der andere das Kaetschen mit
Gloeckchen.)
 

16. Terzett

 
Drei Knaben:
 Seid uns zum zweitenmal willkommen,
 Ihr Maenner, in Sarastros Reich,
 Er schickt, was man euch abgenommen,
 Die Floete und die Gloeckchen euch.
 Wollt ihr die Speisen nicht verschmaehen,
 So esset, trinket froh davon.
 Wenn wir zum drittenmal uns sehen,
 Ist Freude eures Mutes Lohn.
 Tamino, Mut! Nah ist das Ziel.
 Du, Papageno, schweige still!
(Unter dem Terzett setzen sie den Tisch in die Mitte und fliegen
auf.)
 

Dialog

 
Papageno:
 Tamino, wollen wir nicht speisen? 
(Tamino blaest uaf seiner Floete)
 Blase du nur fort auf deiner Floete, ich will meine Brocken
 blasen. Herr Sarastro fuehrt eine gute Kueche. Auf die Art,
 ja, da will ich schon schweigen, wenn ich immer solche gute Bissen
 bekomme. Nun, ich will sehen, ob auch der Keller so gut bestellt ist.
(Er trinkt.)
 Ha! Das ist Goetterwein!
(Die Floete schweigt.)
 
Pamina (freudig eintretend):
 Du hier? Guetige Goetter! Dank euch! Ich hoerte
 deine Floete - und so lief ich pfeilschnell dem Tone nach.
 Aber du bist traurig? Sprichst nicht eine Silbe mit deiner
 
Tamino (seufzt)
 Ah!
(Winkt ihr fortzugehen.)
 
Pamina:
 Ich soll dich meiden? Ich soll dich fliehen, ohne zu wissen, warum?
 Tamino, liebst du mich nicht mehr? - Papageno, sage du mir, sag, was
 ist meinem Freund? 
 
(Papageno hat einen Brocken in dem Mund, haelt mit
beiden Haenden die Speisen zu, winkt fortzugehen.)
 
Pamina:
 Wie? Auch du schweigst? O, das ist mehr als Tod! Liebster, einziger
 Tamino!
 

17. Arie

 
Pamina:
 Ach, ich fuehl's, es ist verschwunden,
 Ewig hin der Liebe Glueck!
 Nimmer kommt ihr Wonnestunden
 Meinem Herzen mehr zurueck!
 Sieh', Tamino, diese Traenen,
 Fliessen, Trauter, dir allein!
 Fuehlst du nicht der Liebe Sehnen,
 So wird Ruh' im Tode sein!
(Sie geht traurig ab.)
 
Papageno (isst hastig):
 Nicht wahr, Tamino, ich kann auch schweigen, wenn's sein muss. -
 Ja; bei so einem Unternehmen, da bin ich ein Mann.
(Er trinkt.)
 Der Koch und der Kellermeister sollen leben.
(Dreimaliger Posaunenton. Tamino winkt Papageno, dass
er gehen soll.)
 Geh du nur voraus, ich komm dann schon nach.
(Tamino will ihn mit Gewalt fortfuehren.)
 Nein! Der Staerkere bleibt da!
(dreimaliger Posaunenton)
 Aha, das geht uns an.
(ruft)
 Wir kommen schon. - Aber hoer mal, Tamino, was wird denn noch
 alles mit uns werden?
(Tamino deutet gen Himmel.)
 Ach, du meinst, die Goetter soll ich fragen?
(Tamino deutet ja.)
 Ja, die koennten uns freilich mehr sagen, als wir wissen!
(Dreimaliger Posaunenton. Tamino reisst ihn mit Gewalt
fort.)
 Wile nur nicht so, wir kommen noch immer zeitlich genug, um uns
 braten zu lassen.
(Ab.)
 

Escena Cinquena

 
Das Theater verwandelt sich in das Gewoelbe von Pyramiden.
 
(Der Sprecher und einige Priester treten auf. Zwei Priester
tragen eine erleuchtete Pyramide auf den Schultern; jeder Priester hat
eine transparente Pyramide in der Groesse einer Laterne in
der Hand. Achtzehn Priester in Form eines Dreiecks zu je 6
aufgestellt.)
 

18. Chor

 
Chor der Priester:
 O Isis und Osiris, welche Wonne!
 Die duest're Nacht verscheucht der Glanz der Sonne.
 Bald fuehlt der edle Juengling neues Leben:
 Bald ist er unserm Dienste ganz ergeben.
 Sein Geist ist kuehn, sein Herz ist rein,
 Bald wird er unser wuerdig sein.
(Tamino wird hereingefuehrt.)
 

Dialog

 
Sarastro:
 Prinz, dein Betragen war bis hierher maennlich und gelassen; nun
 hast du noch zwei gefaehrliche Wege zu wandern. Schlaegt dein
 Herz noch ebenso warm fuer Pamina, und wuenschest du einst
 als ein weiser Fuerst zu regieren, so moegen die Goetter
 dich ferner begleiten. - Deine Hand. - Man bringe Pamina!
 
(Eine Stille herrscht bei allen Priestern; Pamina wird mit
eben diesem Sack, welcher die Eingeweihten bedeckt,
hereingefuehrt; Sarastro loest die Bande am Sacke
auf.)
 
Pamina:
 Wo bin ich? - Welch eine fuerchterliche Stille! - Wo ist Tamino?
 
Sarastro:
 Er wartet deiner, um dir das letzte Lebewohl zu sagen.
 
Pamina:
 Das letzte Lebewohl? O wo ist er?
 
Sarastro:
 Hier!
 
Pamina:
 Tamino!
 
Tamino:
 Zurueck!
 

19. Terzett

 
Pamina:
 Soll ich dich, Teurer, nicht mehr seh'n?
 
Sarastro:
 Ihr werdet froh euch wiedersehn!
 
Pamina:
 Dein warten toedliche Gefahren!
 
Tamino:
 Die Goetter moegen mich bewahren!
 
Pamina:
 Dein warten toedliche Gefahren!
 
Tamino, Sarastro:
 Die Goetter moegen mich/ihn bewahren!
 
Pamina:
 Du wirst dem Tode nicht entgehen,
 Mir fluestert dieses Ahnung ein.
 
Tamino, Sarastro:
 Der Goetter Wille mag geschehen,
 Ihr Wink soll mir/ihm Gesetze sein!
 
Pamina:
 O liebtest du, wie ich dich liebe,
 Du wuerdest nicht so ruhig sein.
 
Tamino, Sarastro:
 Glaub mir, ich/er fuehle/fuehlet gleiche Triebe,
 Werd'/Wird ewig dein Getreuer sein.
 
Sarastro:
 Die Stunde schlaegt, nun muesst ihr scheiden!
 
Pamina, Tamino:
 Wie bitter sind der Trennung Leiden!
 
Sarastro:
 Tamino muss nun wieder fort.
 
Tamino:
 Pamina, ich muss wirklich fort!
 
Pamina:
 Tamino muss nun wirklich fort?
 
Sarastro:
 Nun muss er fort!
 
Tamino:
 Nun muss ich fort.
 
Pamina:
 So musst du fort!
 
Tamino:
 Pamina, lebe wohl!
 
Pamina:
 Tamino, lebe wohl!
 
Sarastro:
 Nun eile fort. Dich ruft dein Wort.
 Die Stunde schlaegt, wir sehn uns wieder!
 
Tamino, Pamina:
 Ach, gold'ne Ruhe, kehre wieder!
 Lebe wohl! Lebe wohl!
(Entfernen sich)
 

Escena Sisena

 
Das Theater verwandelt sich in einen Saal mit vielen Tueren.
 

Dialog

Papageno (von aussen):
 Tamino! Tamino! Willst du mich denn gaenzlich verlassen?
(Er sucht herein.)
 Wenn ich nur wenigstens wuesste, wo ich waere. - Tamino!
 Tamino, solang ich lebe, geh' ich nicht mehr von dir! Aber dies
 einmal verlass mich armen Reisegefaehrten nicht!
(Er kommt an die Tuere, wo Tamino abgefuehrt worden ist.)
 
Eine Stimme (ruft):
 Zurueck!
 
Papageno:
 Barmherzige Goetter! Wo wend' ich mich hin! Wenn ich nur
 wuesste, wo ich hereinkam. Tamino!
(Er kommt an die Tuere, wo er hereinkam)
 
Die Stimme:
 Zurueck!
 
Papageno:
 Nun kann ich weder vorwaerts noch zurueck!
(weint)
 Und muss am Ende gar verhungern. - 
 Geschieht mir schon recht! - Warum bin ich denn auch mitgereist?
 
(Der Sprecher tritt ihm entgegen)
 
Sprecher:
 Mensch! Du haettest verdient, auf immer in finsteren Klueften
 der Erde zu wandern; die guetigen Goetter aber entlassen dich
 der Strafe dich. Dafuer aber wirst du das himmlische
 Vergnuegen der Eingeweihten nie fuehlen. 
 
Papageno:
 Je nun, es gibt ja noch andere Leute meinesgleichen! - Mir waere
 jetzt ein gutes Glas Wein das groesste Vergnuegen.
 
Der Sprecher:
 Sonst hast du keinen Wunsch in dieser Welt?
 
Papageno:
 Bis jetzt nicht.
 
Der Sprecher:
 Man wird dich damit bedienen!
 
(Ab. Sogleich kommt ein grosser Becher, mit rotem Weln
angefuellt, aus der Erde.) 
 
Papageno:
 Ach! Da ist er ja schon!
(trinkt)
 Herrlich! Himmlisch! Goettlich! - Ha! Ich bin jetzt so
 vergnuegt, dass ich bis zur Sonne fliegen koennte, wenn
 ich Fluegel haette! Ha! Mir wird so wunderlich ums Herz! Ich
 moechte - ich wuenschte - ja, was denn?
 

20. Arie

 
Papageno (schlaegt sein Glockenspiel):
 Ein Maedchen oder Weibchen
 Wuenscht Papageno sich!
 O so ein sanftes Taeubchen
 Waer' Seligkeit fuer mich!
 
 Dann schmeckte mir Trinken und Essen,
 Dann koennt' ich mit Fuersten mich messen,
 Des Lebens als Weiser mich freun,
 Und wie im Elysium sein!
 
 Ein Maedchen oder Weibchen
 Wuenscht Papageno sich!
 O so ein sanftes Taeubchen
 Waer' Seligkeit fuer mich!
 
 Ach, kann ich denn keiner von allen
 Den reizenden Maedchen gefallen?
 Helf' eine mir nur aus der Not,
 Sonst graem' ich mich wahrlich zu Tod!
 
 Ein Maedchen oder Weibchen
 Wuenscht Papageno sich!
 O so ein sanftes Taeubchen
 Waer' Seligkeit fuer mich!
 
 Wird keine mir Liebe gewaehren,
 So muss mich die Flamme verzehren!
 Doch kuesst mich ein weiblicher Mund,
 So bin ich schon wieder gesund!
 
(Die Alte, tanzend und auf ihren Stock dabei sich
stuetzend, kommt herein.)
 

Dialog

 
Altes Wbib:
 Da bin ich schon, mein Engel!
 
Papageno:
 Was, du hast dich meiner erbarmt?
 
Altes Wbib:
 Ja, mein Engel!
 
Papageno:
 Na, das ist ein Glueck!
 
Altes Wbib:
 Und wenn du mir versprichst, mir ewig treu zu bleiben, dann sollst du
 sehen, wie zaertlich dein Weibchen dich lieben wird.
 
Papageno:
 Ei, du zaertliches Naerrchen!
 
Altes Weib:
 O. wie will ich dich umarmen, dich liebkosen, dich an mein Herz
 druecken!
 
Papageno:
 Auch ans Herz druecken?
 
Altes Weib:
 Komm, reich mir zum Pfand unsers Bundes deine Hand!
 
Papageno:
 Nur nicht so hastig, mein lieber Engel! So ein Buendnis braucht
 doch auch seine Ueberlegung. 
 
Altes Weib:
 Papageno, ich rate dir, zaudre nicht! - Deine Hand, oder du bist auf
 immer hier eingekerkert. 
 
Papageno:
 Eingekerkert?
 
Altes Weib:
 Wasser und Brot wird deine taegliche Kost sein. Ohne Freund, ohne
 Freundin musst du leben, und der Welt auf immer entsagen.
 
Papageno:
 Wasser trinken? Der Welt entsagen? Nein, da will ich doch lieber eine
 Alte nehmen, als gar keine. - Also gut, da hast du meine Hand mit der
 Versicherung, dass ich dir immer getreu bleibe.
(fuer sich)
 solang ich keine Schoenere sehe.
 
Altes Weib:
 Das schwoerst du?
 
Papageno:
 Ja, das schwoer' ich!
 
(Das Weib verwandelt sich in ein junges Weib, welches ebenso
gekleidet ist, wie Papageno).
 
Papagena:
 Papageno!
 
Papageno:
 Papagena! -
(Er will sie umarmen.)
 
Sprecher (kommt und nimmt sie hastig bei der Hand):
 Fort mit dir, junges Weib! Er ist deiner noch nicht wuerdig!
 Zurueckl sag ich. 
 
Papageno:
 Was heisst, bitte...
 
Sprecher (Er schleppt sie hinein, Papageno will ihr nach)
 Zurueck, sag ich! Oder zittre!
 
Papageno:
 So ich mich zurueckziehe, soll mich doch die Erde verschlingen.
(Er sinkf hinab.)
 Oh!
 

Escena Setena

 
Das Theater verwandelt sich in einer kurzen Garten.
 
(Die Drei Knaben fahren herunter.)
 

21. Finale

 
Drei Knaben:
 Bald prangt, den Morgen zu verkuenden,
 Die Sonn auf goldner Bahn.
 Bald soll der Aberglaube schwinden,
 Bald siegt der weise Mann.
 O holde Ruhe, steig' hernieder,
 Kehr' in der Menschen Herzen wieder;
 Dann ist die Erd' ein Himmelreich,
 Und Sterbliche den Goettern gleich.
 
Erster Knabe:
 Doch seht, Verzweiflung quaelt Paminen!
 
Zweiter Knabe, Dritter Knabe:
 Wo ist sie denn?
 
Erster Knabe:
 Sie ist von Sinnen!
 
Drei Knaben:
 Sie quaelt verschmaehter Liebe Leiden.
 Lasst uns der Armen Trost bereiten!
 Fuerwahr, ihr Schicksal geht uns nah!
 O waere nur ihr Juengling da!
 Sie kommt, lasst uns beiseite gehn,
 Damit wir, was sie mache, sehn.
(Sie gehen beiseite. Pamina kommt, halb wahnwitzig, mit
einem Dolch in der Hand.)
 
Pamina (zum Dolch):
 Du also bist mein Braeutigam?
 Durch dich vollend' ich meinen Gram.
 
Drei Knaben (beiseite):
 Welch dunkle Worte sprach sie da?
 Die Arme ist dem Wahnsinn nah.
 
Pamina:
 Geduld, mein Trauter, ich bin dein;
 Bald werden wir vermaehlet sein.
 
Drei Knaben:
 Wahnsinn tobt ihr im Gehirne;
 Selbstmord steht auf ihrer Stirne.
(zu Pamina)
 Holdes Maedchen, sieh uns an!
 
Pamina:
 Sterben will ich, weil der Mann,
 Den ich nimmermehr kann hassen,
 Sein Traute kann verlassen.
(auf den Dolch zeigend)
 Dies gab meine Mutter mir.
 
Drei Rnaben:
 Selbstmord strafet Gott an dir!
 
Pamina:
 Lieber durch dies Eisen sterben,
 Als durch Liebesgram verderben!
 Mutter, durch dich leide ich,
 Und dein Fluch verfolget mich!
 
Drei Knabbn:
 Maedchen, willst du mit uns gehn?
 
Pamina:
 Ha, des Jammers Mass ist voll!
 Falscher Juengling, lebe wohl!
 Sieh, Pamina, ach! stirbt durch dich,
 Dieses Eisen toete mich!
 
(Sie holt mit der Hand aus, um sich zu erstechen.)
 
Drei Knaben (halten ihr den Arm):
 Ha, Unglueckliche, halt ein!
 Sollte dies dein Juengling sehen,
 Wuerde er vor Gram vergehen;
 Denn er liebet dich allein.
 
Pamina (erholt sich):
 Was? Er fuehlte Gegenliebe,
 Und verbarg mir seine Triebe,
 Wandte sein Gesicht vor mir?
 Warum sprach er nicht mit mir?
 
Drei Knaben:
 Dieses muessen wir verschweigen,
 Doch wir wollen dir ihn zeigen!
 Und du wirst mit Staunen sehn,
 Dass er dir sein Herz geweiht,
 Und den Tod fuer dich nicht scheut.
 Komm, wir wollen zu ihm gehen.
 
Pamina:
 Fuehrt mich hin, ich moecht' ihn seh'n!
 
Alle:
 Zwei Herzen, die von Liebe brennen,
 Kann Menschenohnmacht niemals trennen.
 Verloren ist der Feinde Mueh',
 Die Goetter selbst schuetzen sie.
(Gehen alle ab.)
 

Escena Vuitena

 
Das Theater verwandelt sich in zwei grosse Berge; in dem einen
ein Wasserfall, worin man Sausen und Brausen hoert; der andere
speit Feuer aus; jeder Berg hat ein durchbrochenes Gegitter, worin man
Feuer und Wasser sieht; da, wo das Feuer brennt, muss der
Horizont hellrot sein, und wo das Wasser ist, liegt schwarzer
Nebel. Die Szenen sind Felsen, jede Szene schliesst sich mit
einer eisernen Tuer.
 
(Tamino ist leicht angezogen, ohne Sandalen. Zwei schwarzgeharnischte
 Maenner fuehren Tamino herein. Auf ihren Helmen brennt Feuer;
 sie lesen ihm die transparente Schrift vor, welche auf einer Pyramide
geschrieben steht, diese Pyramide steht in der Mitte ganz in der
Hoeohe, nahe dem Gitter.) 
 
Die zwei Geharnischten:
 Der, welcher wandert diese Strasse voll Beschwerden,
 Wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden;
 Wenn er des Todes Schrecken ueberwinden kann,
 Schwingt er sich aus der Erde himmelan.
 Erleuchtet wird er dann im Stande sein,
 Sich den Mysterien der Isis ganz zu weih'n.
 
Tamino:
 Mich schreckt kein Tod, als Mann zu handeln,
 Den Weg der Tugend fortzuwandeln.
 Schliesst mir die Schreckenspforten auf,
 Ich wage froh den kuehnen Lauf.
 
Pamina (von innen):
 Tamino, halt! Ich muss dich sehn.
 
Tamino:
 Was hoer ich? Paminens Stimme?
 
Die Geharnischten:
 Ja, ja, das ist Paminens Stimme.
 
Alle:
 Wohl mir/dir, nun kann sie mit mir/dir geh'n,
 Nun trennet uns/euch kein Schicksal mehr,
 Wenn auch der Tod beschieden waer!
 
Tamino:
 Ist mir erlaubt, mit ihr zu sprechen?
 
Die Geharnischten:
 Dir ist erlaubt, mit ihr zu sprechen.
 
Alle:
 Welch Glueck, wenn wir uns/euch wiederseh'n.
 Froh Hand in Hand in Tempel geh'n!
 Ein Weib, das Nacht und Tod nicht scheut,
 Ist wuerdig und wird eingeweiht.
 
(Die Tuer wird aufgemacht; Tamino und Pamina
umarmen sich.)
 
Pamina:
 Tamino mein! O welch ein Glueck!
 
Tamino:
 Pamina mein! O welch ein Glueck!
 Hier sind die Schreckenspforten,
 Die Not und Tod mir draeu'n.
 
Pamina:
 Ich werde aller Orten
 An deiner Seite sein;
 Ich selbsten fuehre dich,
 Die Liebe leitet mich!
(Sie nimmt ihn bei der Hand.)
 Sie mag den Weg mit Rosen streun,
 Weil Rosen stets bei Dornen sein.
 Spiel du die Zauberfloete an;
 Sie schuetze uns auf uns'rer Bahn.
 Es schnitt in einer Zauberstunde
 Mein Vater sie aus tiefstem Grunde
 Der tausendjaehr'gen Eiche aus,
 Bei Blitz und Donner, Sturm und Braus.
 Nun komm und spiel' die Floete an,
 Sie leite uns auf grauser Bahn.
 
Alle:
 Wir wandeln (Ihr wandelt) durch des Tones Macht
 Froh durch des Todes duestre Nacht.
 
(Die Tueren werden nach ihnen zugeschlagen; man sieht
Tamino und Pamina wandern; man hoert Feuergeprassel
und Windgeheul, manchmal auch den Ton dumpfen Donners und
Wassergeraeusch. Tamino blaest seine Floete;
gedaempfte Pauken akkompagnieren manchmal darunter. Sobald sie vom
Feuer herauskommen, umarmen sie sich und bleiben in der Mitte.)
 
Pamina, Tamino:
 Wir wandelten durch Feuersgluten,
 Bekaempften mutig die Gefahr.
 Dein Ton sei Schutz in Wasserfluten,
 So wie er es im Feuer war.
 
(Tamino blaest; man sieht sie hinuntersteigen und nach
einiger Zeit wieder heraufkommen; sogleich oeffnet sich
eine Tuere; man sieht einen Eingang in einen Tempel, welcher hell
beleuchtet ist. Eine feierliche Stille. Dieser Anblick muss den
vollkommensten Glanz darstellen. Sogleich faellt der Chor mit
Pauken und Trompeten ein. Zuvor aber Tamino und Pamina.) 
 
Pamina, Tamino:
 Ihr Goetter, welch ein Augenblick!
 Gewaehret ist uns Isis' Glueck!
 
Chor (von innen):
 Triumph! Triumph! Du edles Paar!
 Besieget hast du die Gefahr!
 Der Isis Weihe ist nun dein!
 Kommt, tretet in den Tempel ein!
(Alle ab.)
 

Escena Novena

 
Das Theater verwandelt sich wieder in den vorigen Garten.
 
(Papageno kommt, dann die drei Knaben, zuletzt
Papagena.)
 
Papageno:
 Papagena! Papagena! Papagena!
 Weibchen! Taeubchen! meine Schoene!
 Vergebens! Ach, sie ist verloren!
 Ich bin zum Unglueck schon geboren!
 Ich plauderte - und das war schlecht,
 Und drum geschieht es mir schon recht!
 Seit ich gekostet diesen Wein,
 Seit ich das schoene Weibchen sah,
 So brennt's im Herzenskaemmerlein,
 So zwickt's hier, so zwickt's da.
 Papagena! Herzensweibchen!
 Papagena, liebes Taeubchen!
 's ist umsonst, es ist vergebens!
 Muede bin ich meines Lebens!
 Sterben macht der Lieb' ein End',
 Wenn's im Herzen noch so brennt.
(Er den Strick von seiner Mitte)
 Diesen Baum da will ich zieren,
 Mir an ihm den Hals zuschnueren,
 Weil das Leben mir missfaellt;
 Gute Nacht, du falsche Welt.
 Weil du boese an mir handelst,
 Mir kein schoenes Kind zubandelst,
 So ist's aus, so sterbe ich;
 Schoene Maedchen, denkt an mich,
 - Will sich eine um mich Armen,
 Eh' ich haenge, noch erbarmen,
 Nun, so lass ich's diesmal sein!
 Rufet nur, ja oder nein. -
(Sieht sich um.)
 Keine hoert mich; alles stille!
 Also ist es euer Wille?
 Papageno, frisch hinauf!
 Ende deinen Lebenslauf!
(Sieht sich um.)
 Nun, ich warte noch, es sei,
 Bis man zaehlet: eins, zwei, drei.
(Pfeift.)
 Eins!
(Sieht sich um, pfeift)
 Zwei!
(Sieht sich um, pfeift)
 Drei!
(Sieht sich um)
 Nun, wohlan, es bleibt dabei,
 Weil mich nichts zuruecke haelt,
 Gute Nacht, du falsche Welt!
(Will sich haengen.)
 
Drei Knaben (fahren herunter):
 Halt ein, o Papageno! und sei klug,
 Man lebt nur einmal, dies sei dir genug!
 
Papageno:
 Ihr habt gut reden, habt gut scherzen;
 Doch brennt' es euch, wie mich im Herzen,
 Ihr wuerdet auch nach Maedchen gehn.
 
Drei Knaben:
 So lasse deine Gloeckchen klingen,
 Dies wird dein Weibchen zu dir bringen.
 
Papageno:
 Ich Narr vergass der Zauberdinge!
 Erklinge, Glockenspiel, erklinge!
 Ich muss mein liebes Maedchen seh'n.
 Klinget, Gloeckchen, klinget,
 Schafft mein Maedchen her!
 Klinget, Gloeckchen, klinget!
 Bringt mein Weibchen her.
 
(Unter diesem Schlagen laufen die Drei Knaben zu ihrem
Flugwerk und bringen das Weib heraus.)
 
Drei Knaben:
 Nun, Papageno, sieh dich um!
 
(Papageno sieht sich um; beide haben unter dem Ritornell
komisches Spiel.)
 
Papageno:
 Pa-pa-pa-pa-pa-pa-Papagena!
 
Papagena:
 Pa-pa-pa-pa-pa-pa-Papageno!
 
Papageno:
 Bist du mir nun ganz gegeben?
 
Papagena:
 Nun, bin ich dir ganz gegeben!
 
Papageno:
 Nun, so sei mein liebes Weibchen!
 
Papagena:
 Nun, so sei mein Herzenstaeubchen!
 
Beide:
 Welche Freude wird das sein,
 Wenn die Goetter uns bedenken,
 Unsrer Liebe Kinder schenken,
 So liebe, kleine Kinderlein!
 
Papageno:
 Erst einen kleinen Papageno-
 
Papagena:
 Dann eine kleine Papagena-
 
Papageno:
 Dann wieder einen Papageno-
 
Papagena:
 Dann wieder eine Papagena-
 
Papageno:
 Papageno!
 
Papagena:
 Papagena!
 
Papageno:
 Es ist das hoechste der Gefuehle,
 Wenn viele, viele Papageno,
 Der Eltern Segen werden sein.
 
Papagena:
 Es ist das hoechste der Gefuehle,
 Wenn viele, viele Papagena,
 Der Eltern Segen werden sein.
(Sie gehen ab.)
 

Escena Desena

 
(Monostatos kommt. Die Koenigin und die Drei Damen
kommen von beiden Versenkungen; sie tragen schwarze Fackeln in der
Hand.)
 
Monostatos:
 Nur stille, stille, stille,
 Bald dringen wir im Tempel ein.
 
Alle:
 Nur stille, stille, stille,
 Bald dringen wir im Tempel ein.
 
Monostatos:
 Doch, Fuerstin, halte Wort!
 Erfuelle - dein Kind muss meine Gattin sein.
 
Koenigin:
 Ich halte Wort; es ist mein Wille,
 Mein Kind soll deine Gattin sein.
 
Drei Damen:
 Ihr Kind soll deine Gattin sein.
 
(Man hoert dumpfen Donner, Geraeusch von Wasser.)
 
Monostatos:
 Doch still, ich hoere schrecklich Rauschen,
 Wie Donnerton und Wasserfall.
 
Koenigin, die Damen:
 Ja, fuerchterlich ist dieses Rauschen,
 Wie fernen Donners Widerhall!
 
Monostatos:
 Nun sind sie in des Tempels Hallen.
 
Alle:
 Dort wollen wir sie ueberfallen -
 die Froemmler tilgen von der Erd'
 Mit Feuersglut und maecht'gem Schwert.
 
Drei Damen, Monostatos:
 Dir, grosse Koenigin der Nacht,
 sei uns'rer Rache Opfer gebracht.
 
(Man hoert der staerksten Akkord, Donner, Blitz,
Sturm.)
 
Alle:
 Zerschmettert, zernichtet ist unsere Macht,
 Wir alle gestuerzt in ewige Nacht!
 
(Sie versinken. Sogleich verwandelt sich das ganze Theater in eine
Sonne. Sarastro steht erhoeht; Tamino,
Pamina, beide in priesterlicher Kleidung. Neben ihnen die
aegyptischen Priester auf beiden Seiten. Die Drei Knaben
halten Blumen.) 
 
Sarastro:
 Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht,
 Zernichten der Heuchler erschlichene Macht.
 
Chor:
 Heil sei euch Geweihten!
 Ihr draenget durch Nacht.
 Dank sei dir, Osiris,
 Dank dir, Isis, gebracht!
 Es siegte die Staerke
 Und kroenet zum Lohn
 Die Schoenheit und Weisheit
 Mit ewiger Kron'.

Final de l'Òpera.



ACTE I




Pàgina creada per P.F.B.